
Trendreport Ernährung 2022. Convenience Food, Darmgesundheit, Ernährungsmythen und der Ernährung in Büro, KiTa und Schulen.
Abschließend befasste sich der Trendreport Ernährung 2022 mit den Themen Convenience Food, Darmgesundheit, Ernährungsmythen und der Ernährung in Büro, KiTa und Schulen. Die Meinungen der Ernährungsexpertinnen und Experten wurden hier zusammengetragen.
Der Trendreport Ernährung 2022 ist das Ergebnis der gemeinsamen Arbeit führender Expertinnen und Experten des Netzwerkes NUTRITION HUB und des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE). Dafür wurden Ernährungsprofis um ihre Einschätzung zu wichtigen Ernährungstrends gebeten und beleuchten gemeinsam Entwicklungen in Forschung, Ernährungsberatung und -therapie sowie Lebensmittelproduktion und Kommunikation.
Teil 1 und Teil 2 des Trendreports lesen
Auf die Schnelle: Convenience Food und Essen-to-go (22%)
Als wichtige Entwicklung dieser Dekade sehen viele Expertinnen und Experten Convenience Food und gesundes Essen-to-go, denn schnelles Essen ohne viel Aufwand ist gerade im durchgetakteten, hektischen Alltag besonders gefragt. Zur Auswahl stehen dabei „Mealprepping“ oder Lieferdienste, wobei ersteres häufig die einzige und gleichzeitig gesündere Selbstversorgungsmöglichkeit darstellt. Gerade in der Corona-Pandemie hat die Nachfrage nach Essen-to-go stark zugenommen, wobei die Kombination aus Nachhaltigkeit und Genuss immer wichtiger wird.
Auch das Bewusstsein für gesunde Ernährung steigt, weshalb viele Verbraucherinnen und Verbraucher Produkte anhand ihrer Inhaltsstoffe kritische bewerten und schon jetzt Produktveränderungen vorgenommen wurden. Von Modellen wie dem Nutri-Score wird dabei erwartet, dass er Verbraucherinnen und Verbraucher dabei unterstützt, Convenience-Produkte mit besseren Nährwertprofilen zu finden. Fachleute gehen davon aus, dass bald auch Essen-to-go die gesundheitsorientierten Käuferinnen und Käufer als kaufkräftige Zielgruppe gewinnen wird.
Die inneren Werte zählen: Ernährung für den Darm und Probiotika (17%)
Die Themen Verdauung und Darmgesundheit sind nicht länger Tabu-Themen, denn immer mehr Menschen werden sich über die Bedeutung eines gesunden Darms bewusst, wobei Prä- und Probiotika eine wichtige Rolle einnehmen. Von rund 17 Prozent der befragten Fachleute wurde diese Entwicklung beobachtet.
Was genau unterscheidet Prä- von Probiotika? Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die in ausreichender Menge im Darm gesundheitliche Vorteile für den Menschen haben. Bei Präbiotika handelt es sich nicht um Mikroorganismen, sondern um Ballaststoffe, wie Inulin oder Fructose-Oligosaccharide, die vom Körper nicht verdaut werden können. Sie dienen den Mikroorganismen im Darm als Nahrung und regen deren Wachstum an.
In den Letzten Jahren wurde das Thema „Gut Microbiome“ fortlaufend erforscht und hat dadurch an Bedeutung gewonnen. Einerseits wurde die sogenannten Darm-Hirn-Achse, sprich dem Zusammenhang des Darms und der Darmbakterien mit Psyche und Ernährung, relevanter. Andererseits wird laut Dr. Daniel Buchholz das Mikrobiom häufiger im Kontext vieler Erkrankungen diskutiert.
Futter für Fake News: Ernährungsmythen & falsche Ernährungsinformationen (15%)
Als weiterer Trend wurden Ernährungsmythen, Falschaussagen und Widersprüchlichkeiten in Ernährungsinformationen genannt. Forschungsarbeiten zeigen, dass eine Flut an Ernährungsinformationen und Produkten ein Grundrauschen verursacht, das viele Menschen schlicht überfordert und unsicher macht.
Weiterhin sind soziale Medien eine maßgebliche Informationsquelle geworden, wodurch sich viele Menschen zunehmend auf Detailfragen bezüglich ihrer Ernährung fokussieren und außerdem aufgrund einer Vielzahl von Informationen den Blick für das Wesentliche verlieren. Allerdings steigt auch die Nachfrage nach seriösen Quellen und somit verlässlichen Ernährungsinformationen, denn gerade im Internet und in sozialen Medien sind viele Ernährungsmythen im Umlauf. Laut einer Foodbloggerin verlieren viele den Blick dafür, was überhaupt noch ,gesund‘ sein soll. Gerade bei dieser zunehmenden Unklarheit steigen Bedarf und Nachfrage nach verlässlicher Beratung sowie nach guter Ernährungskommunikation und wissenschaftlich fundierten Inhalten.
Work-Food-Balance: Betriebliche Gesundheitsförderung (12%)
An neunter Stelle der zehn wichtigsten Entwicklungen dieser Dekade steht die betriebliche Gesundheitsförderung (BGF). Diese ist gemäß der Definition des Bundesgesundheitsministeriums ein wesentlicher Baustein des betrieblichen Gesundheitsmanagements und stellt, zusammen mit der Ernährung, neben der Prävention arbeitsbedingter körperlicher Belastungen ein von der gesetzlichen Krankenkasse gefördertes Handlungsfeld dar. Gerade durch die BGF steigt die betriebliche Attraktivität für potenzielle Bewerberinnen und Bewerber sowie für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Infolge der steigenden Nachfrage entwickelt sich der Markt für BGF: Die Angebote von qualifizierten Fachleuten nehmen zu.
Kinder an die macht: Ernährungsbildung in Kita und Schulen (11%)
Das Thema Ernährungsbildung in Kitas und Schulen wurde von elf Prozent der befragten Expertinnen und Experten als immer wichtiger identifiziert, denn der Stellenwert der Kita- und Schulverpflegung wächst mit der ganztägigen Betreuung in Kindergärten und Schulen. Kinder nehmen dort häufig ihre einzige warme Mahlzeit am Tag zu sich. Aus diesem Grund stellen das Verpflegungskonzept sowie die Maßnahmen zur Ernährungsbildung ein zentrales Element für die Ernährungsvorlieben der Kinder im Erwachsenenalter dar.
Die Ernährungsbildung liegt zwar in der Hand der Bundesländer, es gibt dennoch eine immer besser vernetzte Zusammenarbeit mit Einrichtungen des Bundes wie dem Nationalen Qualitätszentrum für Ernährung in Kita und Schule (NQZ) im BZfE. Und auch die Bundesregierung unterstützt immer mehr Aktionen, die Kindern Zugang zu Wissen über gesunde Ernährung ermöglichen. Treiber dieser Entwicklung sind hierbei die zunehmende Verunsicherung und das Nicht-Wissen zur adäquaten Kinderernährung bei vielen Eltern.