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Trendreport Ernährung 2022. Nachhaltigkeit, vegane Ernährung und Gesellschaftsverpflegung.

Welche Ernährungs-Trends beschäftigen aktuell Ernährungsexperten und -expertinnen in Deutschland? Der Trendreport Ernährung 2022 gibt Antwort darauf und beleuchtet alle wichtigen Fragen rund um Nachhaltigkeit, vegane Ernährung und Gesellschaftsverpflegung.

Der Trendreport Ernährung 2022 ist das Ergebnis der gemeinsamen Arbeit führender Expertinnen und Experten des Netzwerkes NUTRITION HUB und des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE). Dafür wurden Ernährungsprofis um ihre Einschätzung zu wichtigen Ernährungstrends gebeten und beleuchten gemeinsam Entwicklungen in Forschung, Ernährungsberatung und -therapie sowie Lebensmittelproduktion und Kommunikation. 

Auch in der Ernährung gilt: Megatrends formen die Zukunft

Die Ernährung ist eines der wichtigsten Themen für unsere Gesellschaft und wird von großen gesellschaftlichen und technologischen Veränderungen, den sogenannten Megatrends, beeinflusst. Laut der Definition des Zukunftsinstituts wird ein Megatrend durch vier zentrale Merkmale charakterisiert:

Obst und Gemüse
  • Dauer: Ein Megatrend hat eine Halbwertszeit von mind. 50 Jahren
  • Ubiquität: Ein Megatrend hat Auswirkungen auf alle gesellschaftlichen Bereiche
  • Globalität: Ein Megatrend ist ein Phänomen, das weltweit auftritt
  • Komplexität: Ein Megatrend ist mehrschichtig und -dimensional

Das Zukunftsinstitut hat insgesamt zwölf Megatrends identifiziert, welche miteinander verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen: Gender Shift, Gesundheit, Globalisierung, Konnektivität, Individualisierung, Mobilität, New Work, Neo-Ökologie, Sicherheit, Urbanisierung, Silver Society und Wissenskultur. Das Bewusstsein hierfür erlaubt es, die im Trendreport aufgeführten Entwicklungen und ihre Auswirkungen bewerten und einordnen zu können, denn alle Ernährungstrends lassen sich aus den Megatrends ableiten.

Zukunft zählt, Wissenschaft bewegt

Die Bewegungen „Fridays for Future” und „Scientists for Future" zeigen, dass Wissenschaft Zukunft macht. Auch zahlreiche Ernährungstrends und Geschäftsmodelle basieren heute auf wissenschaftlicher Forschung: Beispielsweise nutzen Start-ups Erkenntnisse aus der Mikrobiologie über die Fermentierung von Pilzen, um Fleischersatzprodukte zu entwickeln.

Wichtig dafür sind Ernährungsexpertinnen und -experten, die neue Erkenntnisse aus der aktuell publizierten Forschung und der Praxis zusammenzuführen und der Öffentlichkeit verständlich zu vermitteln. Diesem Anspruch wollte der Trendreport Ernährung 2022 gerecht werden, weshalb Beobachtungen von mehr als 100 Fachleuten aus verschiedenen Disziplinen und Perspektiven zusammengefasst wurden. Ausgehend von verschiedenen Fragen, wie etwa „Was essen die Menschen?“, „Warum und wie essen sie?“, „Und was bewegt sie dabei?“, haben die Expertinnen und Experten die 10 wichtigsten Ernährungstrends aufgestellt und genauer durchleuchtet.

Essen mit gutem Gewissen: Klimafreundliche und nachhaltige Ernährung (71%)

Eine klimafreundliche und nachhaltige Ernährung zielt darauf ab, möglichst wenig Auswirkungen auf die Umwelt zu haben, sowie den Menschen gesund zu halten. Diese Ernährungsweise wurde von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als „Sustainable Healthy Diets“ definiert und verfolgt vier zentrale Ziele: Gesundheit, Soziales, Umwelt und Tierwohl. 

71 Prozent der befragten Ernährungsprofis sehen diese Ernährungsweise als eine der aktuell wichtigsten Entwicklungen. Zu bemerken ist dies in verschiedenen Bereichen.

An Universitäten und wissenschaftlichen Instituten steigt die Nachfrage nach Abschlussarbeiten zu Themen der Nachhaltigkeit. Auch Unternehmen schlagen konkrete Forschungsprojekte vor, um fundierte Daten zu zukunftsorientierten Produkten zu erhalten. Verbraucherinnen und Verbraucher bewerten die Aspekte Regionalität und Nachhaltigkeit bei Ernährungsentscheidungen teilweise höher als den Aspekt der Gesundheit. So wünschen sich aufgrund der steigenden Nachfrage auch Kochbuch- und Zeitschriftenverlage einen größeren Anteil an vegetarischen und veganen Rezepten sowie nachhaltigere Zutaten und Kochtechniken. 

Ein Umdenken findet auch in der Gemeinschaftsverpflegung (GV) statt. In einigen Bundesländern gibt es bereits ernährungspolitische Strategien und Richtlinien, um etwa eine Steigerung des Bio-Anteils in der GV zu erreichen. Berlin ist hierbei ein Vorreiter: Seit 2021 ist im Speiseangebot der Grundschulen ein Bio-Anteil von 50 Prozent vorgeschrieben. Bremen will bis 2022 sogar auf einen 100-prozentigen Bio-Anteil setzten. Gerade dabei nimmt auch die Frage zum Einsatz von Alternativen zu Milch- und Milchprodukten zu. Eine nachhaltigere Gestaltung von Speiseplänen erfolgt etwa durch saisonale und regionale Einkäufe, pflanzenbetonter Gerichte und verstärktes kreatives Kochhandwerk. Auch Krankenhäuser, welche bisher wenig Interesse an gesunder Ernährung zeigten, möchten als Beitrag zum Klimaschutz einen höheren Anteil an pflanzlichen Gerichten anbieten. Die Nachfrage nach pflanzlichen Proteinquellen und nach der bestmöglichen Umsetzung einer klimafreundlichen Ernährung steigt hier ebenfalls an.

Flora und Fauna: vegane & pflanzenbasierte Ernährung (49%)

Bei Befragungen für den Trendreport berichteten 49% der Befragten von einer stark zunehmenden Nachfrage nach veganer und pflanzenbasierter Ernährung.

Aber worin unterschiedet sich eine „pflanzenbasierte“ und „vegane“ Ernährungsweiset? Bei einer pflanzenbasierten Ernährung wird ein hoher Anteil an pflanzlichen Lebensmitteln, sowie kaum oder keine tierischen Produkte verzehrt. Eine vegane Ernährungsweise beinhaltet ausschließlich pflanzlichen Lebensmittel. Es werden nicht nur tierische Lebensmittel vermieden, sondern auch Lebensmittel mit tierischen Inhaltsstoffen, wie beispielsweise Honig oder Produkte mit tierischer Gelatine.

Im privaten Bereich entscheiden sich immer mehr Menschen beim Einkaufen für pflanzliche Lebensmittel. Aus diesem Grund sind, laut Dr. Robert Schaller, die sich daraus ergebenden ernährungsphysiologischen Konsequenzen ein wichtiges Forschungsfeld geworden. Denn Eltern, die ihre Kinder vegetarisch oder vegan ernähren möchten, suchen bei Expertinnen und Experten nach verlässlichen Informationen. Beim Kauf von pflanzlichen Alternativen achten Eltern besonders auf die Produktzusammensetzung und die verwendeten Inhaltsstoffe, denn gerade hierbei bestehen hohe Erwartungen bezüglich Transparenz und Nachhaltigkeit, so die Ernährungswissenschaftlerin Katrin Meyer. So nimmt auch bei Ernährungsexperten und Foodbloggern, wie Lisa Nentwich, die Anzahl an Anfragen für Vorträge oder Bücher zu pflanzenbasierter Ernährung zu.

Auch in der Großgastronomie wird an innovativen Verpflegungskonzepten gearbeitet: Es sollen mehr vegane und biodiverse Gerichte angeboten werden. Verlangsamt wird dies jedoch durch starre Strukturen der Großhändler, zu kleine Verpackungseinheiten und den Fachkräftemangel, so die Nachhaltigkeitsforscherin Prof. Melanie Speck von der Hochschule Osnabrück. Nichtsdestotrotz werden bereits Milch- und Fleischalternativen in Speisepläne integriert, denn gerade in Mensen werden vermehrt vegane Gerichte gewünscht.

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